Um das wertvolle Lüneburger Salz sicher nach Lübeck und damit zur Ostsee zu transportieren, wurden im 14. Jahrhundert die Stecknitz, ein Flüsschen, das in die Trave und dann in die Ostsee floss, und die Delvenau, die nach Süden in die Elbe entwässerte mit einem Graben verbunden.

Damit entstand der erste Wasserscheidenkanal Europas, der Stecknitz-Delvenau-Kanal. Das Gefälle der beiden natürlichen Flussläufe wurde durch Schleusen reguliert, zur Blütezeit des Kanals gab es davon 17, 14 Stauschleusen und 3 modernere Kammerschleusen.

Auf Witzeezer Gebiet liegt noch heute die Dückerschleuse, die nach einem Schleusenmeister benannt worden ist. Sie bekamen die Schleusen, ein Schleusenmeisterhaus auch für Übernachtungen und ein Schankrecht im 16.Jh. als erbliches Lehen.

Die Schleusenmeister hatten in der Nähe des Hauses einen eigenen Begräbnisplatz, der noch heute zu besichtigen ist.

Unsere Dückerschleuse ist die letzte erhaltene Schleuse dieser Stecknitzfahrt, sie wird von einem Verein restauriert und erhalten.

 

Viele interessante Geschichten gibt es aus den Jahrhunderten ihres Betriebs.

 

 

a. Die alte Schleuse lag ursprünglich in einer Delvenauschleife, die weit nach Mecklenburg hineinreichte, daher gab es immer wieder Streitigkeiten mit benachbarten östlichen Dörfern. Mecklenburger Herzöge versuchten, Zölle für die Schleuse zu erheben, 1494 sperrten sie den Flußlauf mit Ketten ab, um die Abgaben durchzusetzen. Zwischen Schleuse und Wasserumlauf kam es zu “Heudiebstahl und Handgreiflichkeiten”. Dem wollte man ein Ende setzen, begradigte den Wasserlauf und baute 1789 eine neue Schleuse und ein neues Schleusenmeisterhaus weiter westlich.

b. Da die Flüsschen -besonders die Delvenau- zu wenig Wasser führten, wurde gestaut. An den sog. “Zapfeltagen” wurde das Wasser abgelassen und mit dem Schwall fuhren die flachen Stecknitzkähne zur nächsten Schleuse. Das herunterstürzende Wasser strudelte einen Kolk aus, in dem auch die Schiffe warteten, die aufwärts gezogen oder getreidelt wurden. Die “Linentrecker” waren Bauern aus den umliegenden Orten. War einer krank, musste er Ersatz stellen, manchmal auch seine Frau. Um 1500 schrieb ein Stecknitzfahrer: “Froonslüd sünd beter to bruuken as Mannslüd un vor allem ok williger.”

c. Jenseits der Grenze zur DDR wurde auf Wiesen und Feldern gewirtschaftet - unter Aufsicht der NVA-, damit niemand fliehen konnte. Nahe des Kolonnenwegs versank plötzlich ein Traktor und konnte erst Tage später unter hohem Maschineneinsatz geborgen werden. Er war in dem überwachsenen Kolk der alten Schleuse versunken.

d. Die Grenze zwischen der DDR und der BRD wurde nach dem Krieg von den Besatzern nach dem Barber-Lyaschenko-Vertrag gezogen. Die Wiesen in der alten Delvenauschleife gehörten aber zum Schleusenmeisterhaus und der Besitzer weidete dort seine Kühe oder machte Heu. Nach Absprache mit den Russen durfte er das Gelände noch eine Weile nutzen. Erntehelfer bekamen einen Passierschein für das “No Man’s Land”, ausgestellt von “The Cameronians Scottish Rifles”, denn unsere Besatzer waren Schotten.